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Hybrid Cloud – ja oder nein?

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Ob durch Absicht oder Zufall, „hybride IT“ wird allgegenwärtig. Doch die Meinungen über Hybrid sind bei IT-Führungskräften, Anbietern und Branchenexperten unterschiedlich. Manche halten eine hybride IT-Infrastruktur für ideal. Andere sehen in der hybriden IT einen Schritt auf dem Weg in eine Zukunft, die ausschließlich aus public-cloud-basierter Infrastruktur besteht.

Dieser Artikel nennt drei Gründe dafür, warum eine hybride IT-Infrastruktur populär ist – und bleiben wird:

  1. Projektmanagement,
  2. Workloadcharakteristik und
  3. Compliance

Der Begriff „hybride IT“ kann verschiedene Bedeutungen haben. Bei ISG akzeptieren wir die breiteste Bedeutung: eine Kombination von zwei oder mehr Formen der IT-Infrastruktur, die von der traditionellen Inhouse- über die Private Cloud bis hin zur Public Cloud reicht.

Abbildung: Hybrid Cloud Model, Quelle: ISG Research, 2018.

Geringe / einfache Cloudnutzung: Alle unternehmenskritischen Kernanwendungsworkloads laufen auf der traditionellen internen IT-Infrastruktur neben einigen unkritischen oder isolierten Anwendungen wie beispielsweise Unified-Communications- oder Reisekostenmanagementsysteme, die auf einer cloudbasierten Infrastruktur ausgeführt werden.

Starke / komplexe Cloudnutzung: Einige unternehmenskritische Kernanwendungsworkloads wie beispielsweise das ERP-System laufen auf internen IT-Ressourcen und andere auf einer oder mehreren Formen von cloudbasierter Infrastruktur.

In den Anfängen der cloudbasierten Angebote waren einige Fachpresse- und Branchenexperten recht optimistisch und erklärten, dass „Cloud only“-Infrastrukturen oder noch spezifischer „Public Cloud only“-Infrastrukturen das universelle Ziel sein sollten und innerhalb weniger Jahre zum De-facto-Standard für Unternehmens-IT werden würden. Analysten behaupteten, dass cloudbasierte Infrastrukturen nicht für alle Anforderungen die beste Alternative seien. Dies deckt sich mit den ISG-Analysen, die zeigen, dass bei der Auswahl der IT-Infrastruktur Faktoren wie die technischen und betrieblichen Eigenschaften der Auslastung sowie der Innovationsgrad und viele weitere Dinge berücksichtigt werden sollten.

Einige Branchenanalysten warnen jedoch weiterhin vor hybriden IT-Infrastrukturen. Einige behaupten, dass hybride Infrastrukturen einer reinen Cloudinfrastruktur inhärent unterlegen seien. Gründe dafür seien beispielsweise:

  • Ungenügende Reduzierung des eigenen Aufwands: Die laufenden Kosten auf der internen bzw. On-Premises-Seite und der zugehörigen IT-Infrastruktur.
  • Erhöhte Herausforderungen: Die Risiken und Herausforderungen bei der Verwaltung und Sicherung von Daten und Prozessen mit Cloudprovidern auf der externen Infrastruktur. Dazu gehört der Aufbau von Kompetenzen und Prozessen, die sowohl den internen als auch den cloudbasierten Betrieb optimieren.

Diese Gruppe der Analysten ist auch der Ansicht, dass potenzielle Vorteile und Möglichkeiten der Mitarbeiter, durch die Arbeit an innovativen neuen Lösungen einen höheren Wertbetrag zu erzielen, eingeschränkt werde. Umgekehrt gibt es für einige Unternehmen gute Gründe, Teile ihrer internen IT-Infrastruktur beizubehalten und ausgewählte Workloads auf cloudbasierte Alternativen zu migrieren. Dazu gehören die folgenden:

  • Softwarelizenzierung: Einige Anwendungen haben keine Lizenzoptionen für cloudbasierte Infrastrukturen. Das Aktualisieren oder Ersetzen der Software kann schwierig und/oder kostspielig sein.
  • Versunkene Investitionen: Bestehende hauseigene Rechenzentren stellen hohe Investitionen in Anlagen und IT-Ressourcen dar. Die Abschreibung dieser Vermögenswerte erfolgt in der Regel über viele Jahre. Eine frühzeitige Abschreibung dieser Vermögenswerte kann unerwünschte Auswirkungen auf die Finanzlage des Unternehmens haben.

Für einige IT-Führungskräfte in Unternehmen bleibt die Frage also bestehen: Ist eine hybride IT-Infrastruktur in der Entwicklung der IT-Infrastruktur das gewünschte Ziel oder nur ein Wegpunkt auf dem Weg zu einer All-Cloud-Infrastruktur?

Auswirkung und Hinweis

Die Verwaltung einer hybriden IT-Infrastruktur ist nicht trivial. Die Skillsets für das Management eines Inhouserechenzentrums (z.B. Systemmanagement) „übertragen“ sich nicht ohne weiteres in die Skillsets für das Management einer cloudbasierten Infrastruktur (z.B. Vertragsmanagement). Trotz der Herausforderungen, die mit einer hybriden IT-Infrastruktur verbunden sind, empfehlen wir allen Unternehmen, die Vorteile von Hybrid für ihre spezifische Situation sorgfältig zu prüfen. Die Plattformen, die Hybrid- und Multi-Cloud-Lösungen im Rahmen des IT as a Service Delivery ermöglichen, sind de facto vorhanden.

In laufenden Gesprächen mit IT-Verantwortlichen von Anbietern und Unternehmen haben wir drei große Gruppen von Faktoren identifiziert, die sich auf die Bemühungen zur Modernisierung oder Umgestaltung der IT-Infrastruktur von Unternehmen auswirken. Um bei der Planung eines Weges für die Modernisierung der Infrastruktur oder die totale Transformation zu helfen, sollte das IT-Management des Unternehmens Folgendes berücksichtigen:

Projekt- und Änderungsmanagement. Diese Gruppe von Faktoren umfasst alle Aspekte des Managements und der Durchführung der Modernisierung oder Transformation. Zu bedenken ist, dass, wie oben erwähnt, die Einführung eines cloudbasierten Angebots (z.B. Public Cloud, Private Cloud, Software-as-a-Service-Lösung) technische Herausforderungen, Herausforderungen in der Finanzplanung und Herausforderungen im Bereich People Skills/Management umfasst.

So muss das Projekt- und Änderungsmanagement über technische Aufgaben wie die Installation von Softwarewartungsupdates hinausgehen. Vielmehr muss das Change Management die Schulung oder Einstellung von Fähigkeiten beinhalten, die für die Durchführung des Projekts und den laufenden Betrieb des „zukünftigen Zustands“ erforderlich sind. Es ist wichtig zu beachten, dass einige dieser „Future State“-Kompetenzen wahrscheinlich Fachwissen (z.B. Problemdiagnose und -behebung bei cloudbasierten Workloads) und Fähigkeiten (z.B. Cloud-Provider-Vertragsmanagement) umfassen, die in der IT-Organisation bisher nicht benötigt wurden. Gleichzeitig wird der Personaleinsatz für einige Rollen innerhalb der IT-Organisation reduziert oder sogar aufgelöst.

Systemlastmerkmale und Erweiterungen. Zu diesen Faktoren gehören die technischen und betrieblichen Eigenschaften für alle Anwendungslasten. Jede Anwendungsauslastung sollte evaluiert werden, um die Infrastruktur zu bestimmen, die die optimale Plattform auf der Grundlage der gewünschten Ziele der Modernisierung oder Transformation bietet. Ein Beispiel: Sollte das Hauptziel darin bestehen, die Agilität und Innovationskraft zu maximieren, ist Public Cloud oft die beste Wahl. Wenn das Hauptziel jedoch darin besteht, die Kosten für den laufenden Betrieb zu minimieren, kann eine traditionelle interne Infrastruktur die beste Wahl für ein Gros der Workloads sein. Nicht alles muss on-demand, agile oder auf Knopfdruck hoch und runter skalieren können.

Eine weitere Überlegung ist der Ort und die Menge der Daten, die pro Anwendungsworkload eine Rolle spielen. Große Datenmengen, die zwischen Anwendungen auf verschiedenen Infrastrukturen ausgetauscht werden müssen, können leicht zu erheblichen Kosten für die Netzwerkkapazität führen. Hinzu kommen noch Themen wie die Latenz und natürlich auch Datenschutz bzw. Compliance.

Zusätzlich muss für jeden Anwendungsworkload, der für die Migration auf eine cloudbasierte Infrastruktur in Betracht gezogen wird, entschieden werden, in welchem Umfang eine Erweiterung oder gar ein komplettes Redesign (Transformation) des Workloads durchgeführt werden soll. Eine Anwendung wird beispielsweise auf Kompatibilität getestet und ohne oder mit minimaler Erweiterung in die Cloud „portiert“; oder die Anwendung wird erweitert, um Cloudfunktionen wie dynamische Ressourcenbereitstellung auszunutzen.

Zertifizierung und Compliance. Diese Gruppe von Faktoren umfasst die Maßnahmen zur Erlangung oder Aufrechterhaltung von Zertifizierungen bzw. Regularien, die von der/den Branche(n), in der/denen das Unternehmen tätig ist (z.B. Versicherungen und Gesundheitswesen), oder von der/den staatlichen Gerichtsbarkeit(en), in der/denen das Unternehmen tätig ist (z.B. USA, Europäische Union oder Deutschland), verlangt werden. Diese Faktoren müssen genau verstanden werden, da sie nicht nur die Auswahl von Cloudanbietern, sondern auch von cloudbasierten Angeboten (z.B. Public versus Private) und Funktionen (z.B. Datenreplikation, Backup) beeinflussen.

Es überrascht daher nicht, dass die Herausforderungen, die sich aus den oben genannten Gruppen von Faktoren ergeben, je nach Unternehmen und Umfeld unterschiedlich, aber meist eine große Herausforderung sind. Darüber hinaus zeigen unsere Gespräche mit Führungskräften im Unternehmen, dass die relative Bedeutung der oben genannten Gruppen von Faktoren von Unternehmen zu Unternehmen variiert.

Einige IT-Organisationen entscheiden sich für einen vereinfachten Ansatz wie die Migration aller Workloads auf eine einzige cloudbasierte Infrastruktur. Dieser Ansatz vermeidet zwar die Komplexität der Verwaltung einer hybriden Umgebung, führt aber wahrscheinlich zu unnötigen Kosten für den Betrieb einiger Workloads und teilweise auch den Verzicht auf Innovationen.

Fazit

Unsere Untersuchungen zeigen, dass die optimale IT-Umgebung für ein Unternehmen selten von einem anderen Unternehmen adaptierbar ist. Die Auswahl der optimalen Infrastruktur führt bei genauer Betrachtung fast immer zu einer hybriden IT-Infrastruktur-Landschaft. Darüber hinaus sollte das IT-Management erkennen, dass die Preise für cloudbasierte IT-Ressourcen nicht statisch sind. Ebenso sind Gehälter, Nebenkosten etc. nicht statisch. Daher sollte sich das IT-Management zu einem kontinuierlichen Prozess der Neubewertung der Auslastung verpflichten, um eine kontinuierliche Optimierung der IT-Infrastruktur zu gewährleisten.


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